Wir alle bewegen uns nahezu täglich im Internet. Während dort viele interessante und inspirierende Inhalte auf uns warten, öffnet es gleichzeitig Raum für digitale Gewalt. Hass im Netz trifft nicht nur medial exponierte Personen, sondern auch Einzelpersonen.
Dieser Artikel soll kurze Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen, was Betroffene digitaler Gewalt in der akuten Situation tun und wie sie sich wehren. Zudem wird aufgezeigt, wie sich Personen bereits präventiv gegen mögliche Übergriffe schützen können.
In einem ersten Schritt kann es hilfreich sein, seinen eigenen Vor- und Nachnamen bei Google einzugeben. Wichtig hierbei ist, KEINE eigenen personensensiblen Daten, wie bspw. die aktuelle Wohnadresse, in die Suchzeile einzugeben. Denn alles, was bei Google eingegeben wird, merkt sich Google. Mit einer solchen kurzen Google-Recherche erlangt man eine Übersicht über öffentlich verfügbare Informationen über die eigene Person, aber auch über mögliche Daten und Verknüpfungen zu Arbeitgeber*innen, Familie, Freund*innen und Partner*innen.
Wurden unerwünschte Daten gefunden, gibt es unterschiedliche Wege, diese entfernen zu lassen:
Allgemein gilt: Privatpersonen können ohne besondere Begründung bei der Meldebehörde (Einwohnermeldeamt) Einsicht zur aktuellen Wohnadressen von Personen erlangen. Notwendig dabei ist lediglich der Name und die Angabe einer weiteren personenbezogenen Information (z.B. der Wohnort).
Um eine solche Auskunft zu verhindern, kann ein Antrag auf Melderegisterauskunftssperre gestellt werden. Ein solcher Antrag sollte Gründe enthalten, weshalb eine solche Sperre erfolgen sollte. Nach § 51 Bundesmeldegesetz (BMG) gilt, dass eine Sperrung nur erfolgen kann, wenn vorausgesetzt werden kann, dass die Melderegisterauskunft potenziell Gefahr für Leben, Gesundheit, persönliche Freiheit oder ähnliche schutzwürdige Interessen darstellt.
Es kann hilfreich sein einem solchen Antrag ein Empfehlungsschreiben von einer Beratungsstelle oder eine Stellungnahme von Arbeitgeber*innen beizufügen.
Einfache und nicht sichere Passwörter sind das Einfallstor Nummer 1 beim Thema Hacking. Deswegen ist es wichtig, die eigenen Konten und Profile mit sicheren Passwörtern zu schützen und diese in regelmäßigen Abständen zu ändern. Um eine gute Übersicht über die Passwörter zu behalten, lohnt es sich diese mithilfe von Passwortmanagern zu verwalten. Beispielsweise können Folgende verwendet werden:
◦ KeePass: https://keepass.info/
◦ KeePassXC: https://keepassxc.org/
Bei der Erstellung von Passwörtern gilt: je komplexer die Abwechslung von Klein- und Großbuchstaben, sowie Zahlen und Sonderzeichen, desto besser. Eine Hilfestellung könnte sein, sich gedanklich einen Satz zu überlegen und die jeweiligen Anfangsbuchstaben der durch Zahlen oder Symbole zu ersetzen.
Darüber hinaus ist es wichtig, eine 2-Faktor Authentifizierung (oder Multi-Faktor Authentifizierung) einzurichten. Hierfür können Apps, Token, TAN-Generatoren verwendet werden. Dies macht Systemeingriffe durch Dritte unwahrscheinlicher.
Wir alle verwenden mittlerweile E-Mail-Adressen für unterschiedlichste Zwecke. Bei jedem Log-In und jeder digitalen Authentifikation ist sie unsere digitale Visitenkarte.
Um zu prüfen, ob die eigene E-Mail-Adresse von einem möglichen Datendiebstahl betroffen ist, kann auf folgenden Webseiten ein schneller Check durch Eingabe der E-Mail-Adresse erfolgen:
https://sec.hpi.uni-potsdam.de/ilc/search?lang=de
Es wird insgesamt geraten, sparsam mit der eigenen E-Mail-Adresse umzugehen und im besten Fall mehrere E-Mail-Adressen für unterschiedliche Zwecke zu verwenden (z.B. Online-Shopping, Bankkonten, Paypal, Facebook, Instagram, etc.)
Auch beim eigenen Laptop können präventive Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, um sich vor potenziellen Angriffen zu schützen. Dies kann die Installation bzw. Nutzung eines Kameraschiebers vor der integrierten Laptop-Kamera sein. Außerdem kann es hilfreich sein eine externe Kamera nach der Verwendung zu trennen.
Weiterhin sollte ein regelmäßiges Absichern sensibler Daten auf einer externen Festplatte erfolgen. Auch der eigene Cloud-Zugang sollte gut abgesichert werden. Ordner, Dateien und Datenträger sollten dabei gut verschlüsselt werden. Zusätzlich lohnt die Investition in eine effektive Firewall und Virenschutz.
Um das eigene Smartphone vor Hacking- oder Tracking-Angriffen zu schützen, empfiehlt es sich, regelmäßig neue Updates zu installieren. Bei Verdachtsfällen kann es sogar hilfreich sein das Betriebssystem neu aufzusetzen und das Smartphone neu zu installieren. Der Apple-Support bietet Unterstützung bei Hacking-Verdachtsfällen an.
Allgemein ist zu empfehlen, Geotagging sowie die Standortmarkierungen zu deaktivieren. Dies kann über die Standorteinstellungen und -freigaben der Betriebseinstellungen erfolgen.
Bei iPhones uns iOS-Betriebssystemen besteht die Möglichkeit unter „Einstellungen“, „Datenschutz und Sicherheit“ eine Sicherheitsprüfung durchzuführen. Mithilfe der Notfall-Reset Funktion kann das Teilen von Informationen mit allen Personen sofort beendet werden und sämtlichen Apps die Zugriffrecht entziehen.
Beim Android-Betriebssystem kann unter „Daten und Datenschutz“ geprüft werden, welche Aktivitäten im Google-Konto gespeichert werden und ob der Standort mit anderen Personen freigegeben wird. Wenn unter „Meine Geräte“ unbekannte Sitzungen auftauchen, sollten diese entfernt werden.
Weiterführende Publikationen von HaidAid findet ihr hier:
Falls du emotional-stabilisierende Beratung in Bezug auf digitale Gewalt benötigst oder du dich im Bereich Sicherheit und Kommunikation beraten möchtest, kann HateAid unterstützen. Bei Fragen, Anmerkungen oder Beratungsbedarf, wendet Euch gern an:
Allgemeine Anfragen gehen an:
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